| 18.05.2017 - Uniform des letzten Fahrdienstleiters „Eine neue Zeit war angebrochen. Die früher so belebten Landstraßen, die Träger des gesamten Verkehrs, verödeten vollständig. Sie verödeten vielfach zum Leidwesen der davon betroffenen Gemeinden, Posthalter und Fuhrwerksbesitzer. Mit eiligem Flügel trug nun das Dampfross Menschen und Güter schnell und sicher in die weite Ferne. Die von der Eisenbahn berührten Orte blühten rasch auf und erweckten den Neid benachbarter, älterer Orte.“ So beschrieb der Chronist Joseph Köstler (1849 – 1925) in seiner 27-bändigen Chronik die Ankunft der Eisenbahn in Auerbach.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Entwicklung der Bahninfra-struktur die gleiche Bedeutung wie die heutigen Bestrebungen um E-Mobilität und Autonomes Fahren. Aber nach ersten Überlegungen schon im Jahre 1860 dauerte es ganze 40 Jahre bis am 30. Juni 1900 Prinzregent Luitpold von Bayern endlich genehmigte, Auerbach an das deutsche Gleisnetz anzuschließen und eine Lokalbahn zwischen Auerbach und Ranna zu bauen.
Die Vertreter der Stadt Auerbach bemühten sich seinerzeit ganz intensiv um den Gleisanschluss und hatten ein ausgesprochen gewichtiges Argument: das stetig steigende Volumen beim Erzabbau stellte wirtschaftlich interessante Perspektiven für den Betrieb einer Bahnverbindung in Aussicht. Bis zum Bau der Lokalbahnstrecke Auerbach – Ranna wurde das gewonnene Erz aus den Schächten Leonie I (an der Straße nach Dornbach gelegen) über eine Drahtseilbahn vom „alten Schacht“ zum Bahnhof Ranna gefördert. Diese Seilbahn ging bis zu ihrem Ende im Jahre 1903 als die längste Drahtseilbahn Deutschlands in die Geschichte ein. Nach Fertigstellung der Bahnanbindung wurde das Erz auf die Schiene verlegt und über Ranna zum Hochofen nach Sulzbach-Rosenberg transportiert. Für Auerbach ging mit dem Bau dieser Lokalbahn ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, denn damit stand quasi das Tor zur Welt für jedermann offen.
Das immense Erzaufkommen machte dann die Bahnlinie Auerbach – Ranna zur erfolgreichsten Lokalbahn in Bayern. Doch der überragende Vorteil wandelte sich wieder in den entschei-denden Nachteil, als die Maxhütte im Jahr 1970 den Erztransport auf LKW’s umstellte. Damit war das Aus für den Auerbacher Bahnanschluss vorgezeichnet. 1975 wurde bereits die Stilllegung beschlossen und am 21. Mai 1982 verkehrte der letzte Güterzug fahrplanmäßig auf dieser Strecke. Einen Tag später brachte – auf Initiative des damaligen Stadtpfarrers Ritter – ein Sonderzug nochmals 700 Pilger nach Altötting und wieder zurück.
Die Verantwortlichen im museum34 freuen sich, mit einem ganz besonderen Exponat an diese einst bedeutende Auerbacher Bahnlinie erinnern zu können: Als Objekt des Monats wird im Mai 2017 die Dienstuniform der Deutschen Bundesbahn von Friedrich Schreg (+2016) aufgenommen, der von 1970 bis 1980 das Amt des letzten Fahrdienstleiters in Auerbach innehatte.
Entnommen werden dafür die Veedol-Pinup-Schilder, die zurück an den Leihgeber gehen.
Für weitere Informationen zur Geschichte der Eisenbahn in Auerbach empfehlen wir das Buch „Lokalbahn Ranna – Auerbach“ von Wolfgang Bleiweis und Hans-Jürgen Kugler.
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